Multinationale Unternehmen müssen sich in einem komplexen Geflecht aus regulatorischen Vorgaben zurechtfinden.
Kaitlyn Archibald
Product Marketing Director
4. Juni 2025
Mit der NIS2-Richtlinie werden die Cybersicherheitsanforderungen in der EU neu geregelt. Zehn Mitgliedstaaten haben sie bereits in nationales Recht überführt und damit ein zunehmend vielfältiges Compliance-Umfeld geschaffen. Neben einem erweiterten Anwendungsbereich, der mehr Branchen und Drittparteien einbezieht, wird auch die persönliche Haftung von Führungskräften verankert. Für international agierende Unternehmen bedeutet das, dass sie Compliance grenzübergreifend steuern müssen – mit klarer Verantwortung für die Vorstandsebene, lokaler Umsetzung und einer konsistenten Strategie zur Stärkung der unternehmensweiten Cybersicherheit.
Mit der NIS2-Richtlinie (Richtlinie (EU) 2022/2555) modernisiert die EU ihren Ansatz zur Regulierung der Cybersicherheit grundlegend. Das Ziel besteht darin, die digitale Widerstandsfähigkeit in kritischen und wichtigen Sektoren zu erhöhen – durch strengere Vorgaben und eine breitere Reichweite.
Bislang haben zehn EU-Mitgliedstaaten die NIS2-Richtlinie mit jeweils eigenem Rechtsrahmen und eigener Durchsetzungsstelle umgesetzt.
So beträchtlich die Fortschritte auch sind, die unterschiedlichen Umsetzungsansätze der Mitgliedstaaten in Bezug auf Durchsetzung und operative Anforderungen machen eine Schwäche von NIS2 deutlich: die starke nationale Uneinheitlichkeit.
Anders als bei einheitlichen EU-Verordnungen haben die Mitgliedstaaten bei der Ausgestaltung der Durchsetzungsmechanismen und sogar bei der Erweiterung des Anwendungsbereichs von NIS 2 einen erheblichen Spielraum. Dadurch entsteht ein uneinheitliches regulatorisches Umfeld, das insbesondere für multinationale Unternehmen mit Standorten in mehreren EU-Staaten zur Herausforderung wird.
Unternehmen müssen mit Folgendem rechnen:
Daraus ergibt sich ein komplexes Geflecht aus Compliance-Anforderungen, das eine koordinierte Zusammenarbeit von Rechtsabteilung, Cybersicherheit und Risikomanagement erfordert – bei kontinuierlicher Abstimmung mit den nationalen Aufsichtsbehörden.
Ein zentraler Bestandteil von NIS2 ist der deutlich erweiterte Anwendungsbereich. Dabei unterscheidet die Richtlinie zwei Kategorien betroffener Einrichtungen.
Darüber hinaus unterliegen auch Drittanbieter und Lieferanten, die bei der Erbringung dieser Dienste eine zentrale Rolle spielen, den Anforderungen an das Risikomanagement und die Sorgfaltspflichten.
Hinzu kommt, dass die Mitgliedstaaten den Anwendungsbereich auf nationaler Ebene erweitern dürfen, beispielsweise um weitere Branchen oder kleinere Unternehmen. Dadurch entstehen für international tätige Unternehmen neue Compliance-Unsicherheiten. Eine zentrale Governance mit lokaler Umsetzung ist daher umso wichtiger.
Für Führungskräfte und Vorstandsmitglieder ist NIS2 keine rein technische Angelegenheit, sondern eine klare Führungsaufgabe. Gemäß Artikel 20 der Richtlinie sind Leitungsorgane dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Cybersicherheit zu genehmigen und zu überwachen. Bei Verstößen droht persönliche Haftung.
Diese Regelung markiert einen grundlegenden Wandel:
Gleichzeitig bietet die NIS2-Richtlinie Führungskräften die Möglichkeit, die Grundlagen der Cybersicherheit im Unternehmen zu festigen – nicht nur, um die Vorgaben einzuhalten, sondern auch, um Resilienz, Vertrauen und operative Stabilität dauerhaft im Kern des Unternehmens zu verankern.
Die NIS2-Richtlinie verändert das Gefüge von Cybersicherheit und Risikomanagement in Europa grundlegend. Ihr Ziel ist eindeutig: höhere Standards, weniger Schwachstellen und mehr Verantwortung auf Führungsebene. Doch angesichts dezentraler Durchsetzung und eines weiten Anwendungsbereichs wird klar, dass Standardlösungen nicht mehr ausreichen.
Geschäfts- und Sicherheitsverantwortliche sollten jetzt handeln. NIS2 erfordert einen proaktiven, funktionsübergreifenden Ansatz mit klaren Governance-Strukturen, transparenten Meldeprozessen und verbindlicher Verantwortung auf Führungsebene.
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